Um 12 Uhr holen der Fahrer und Nara uns ab, um 13.30 steigen
wir am Jalman Meadows Camp wieder aus. Die Frage, warum aus den prognostizierten 3,5 Stunden von gestern
auf einmal angenehme 1,5 Stunden wurden spare ich mir.
Hinter uns liegt eine landschaftlich faszinierende Fahrt:
mehrere Flüsse haben wir überquert, dann über grasige Steppe, vorbei an
heiligen Chorten mit im Wind flatternden blauen Gebetsfahnen geschmückt. Zu
Beginn der Fahrt haben wir noch einige Jurtencamps gesehen, nach 45 Minuten
sind wir durch unberührt wirkendes Grasland gebraust.
Kurz vor dem Ziel wurde es wieder hektisch im Wagen.
Offensichtlich suchten die beiden das Camp und versuchten sich irgendwie an den
Hügeln zu orientieren. Wir beobachteten das Spektakel schweigend von den
hinteren Reihen, Levi schlief. Wie in Ikh Nart war ich voller Ver- und Bewunderung, dass
der Fahrer letztlich auch dieses Camp findet.
Ich springe aus dem Wagen, atme durch, suche uns eine der
freien Jurten aus, die ganz am Ende des Camps, auf einem Hügel, mit Blick in
die Weite, hole uns Tee, setze mich vor unser neues Zuhause in die Sonne und
atme tief durch. Nach der Enge des letzten Tages ist das Freiheitsgefühl bei
hügeligen Grassteppenlandschaft und leichter Brise überwältigend.
Levi nutzt seine wiedergewonnene Freiheit und krabbelt an den Rand der Decke, die ich für ihn ausgebreitet habe. Dann krabbelt er den Rand der Decke ab, hebt mehrmals die Hand, lässt sie fast ins Gras sinken und zieht sie dann kurz vorher doch zurück. Dreht sich um und schaut mich an. Dieses Bewegungsabfolge wiederholt er mehrere Male bis ich es begreife: der traut sich nicht, auf das hohen blumendurchzogenen Gras zu krabbeln.
Levi nutzt seine wiedergewonnene Freiheit und krabbelt an den Rand der Decke, die ich für ihn ausgebreitet habe. Dann krabbelt er den Rand der Decke ab, hebt mehrmals die Hand, lässt sie fast ins Gras sinken und zieht sie dann kurz vorher doch zurück. Dreht sich um und schaut mich an. Dieses Bewegungsabfolge wiederholt er mehrere Male bis ich es begreife: der traut sich nicht, auf das hohen blumendurchzogenen Gras zu krabbeln.
Ein Skifahren mit Freunden in einer Schweizer Hütte vor
gefühlten Tausend Jahren fällt mir ein. Ein Freund hatte einen Freund aus
Südkorea mitgebracht, der noch nie Schnee erlebt hatte. Der hat mit seinen
Füssen ähnliches vollführt, wie Levi jetzt mit seinen Händen, als er das erste
Mal vor die Hütte getreten ist. Und es lag viel Schnee in diesem Jahr.
Hinterher hat er lachend erzählt, dass er sich, obwohl er natürlich rational
vom Gegenteil überzeugt war, nicht sicher war, ob der Schnee ihn tragen würde.
Also pflücke ich eine Blume und kitzle damit Levis Nase. Er
prustet los, greift nach der Blume. Ein Edelweiß. Ein Edelweiß??? Ich schaue genauer hin. Tatsächlich. Ein Edelweiß. Die ganze
Wiese ist voll davon. Ich dachte, das sei das Nationalsymbol der Schweizer? Außerdem funkelt die saftig grüne Wiese lila, gelb, rosa,
rot und blau. Eine richtig tolle gigantisch geniale Bumenwiese. Durchzogen von
hohen Gräsern und Graswedeln.
Hat auch Levi jetzt gemerkt. Und die Neugier auf die Blumen
lässt ihn seine Angst vor dem eventuell babyfressenden Gras überwinden. Und er
krabbelt los. Erst langsam, dann rennbabyschnell. Er verschwindet fast
vollständig zwischen den ganzen Blumen und hohen Gräsern. Nur die Hüpfbewegung
seines blau-weiß-gestreifter Mützenkopf ist zu sehen. Und das Taumeln der
Gräser und Blumen, die Levi auf seinem Weg
mit seinen ausladenden Bewegungen rechts und links von sich touchiert.
Vor einer Ansammlung lilafarbener Glockenblumen bremst er
ab. Setzt sich hin, schaut die Blüten eine Weile an, um dann sorgfältig die
Köpfe von den Stengeln zu trennen. Mit seiner Beute steuert er die Decke an. Um
sein Ziel nicht zu verpassen, muss er ein paar mal anhalten und seine Nase über
die ganzen Blumenköpfe heben. Wir bejubeln seine motorische Meisterleistung,
als er bei uns ankommt. Zufrieden krabbelt er wieder los. Und so ist er locker
eine Stunde mit Blumengucken und –pflücken beschäftigt.
Und wir beobachten ihn
dabei. Wie er sich immer ein Stückchen tiefer in den Blumenwald hineintraut.
Sich immer wieder vergewissert – hinsetzen, Nase heben -dass wir ihn noch
sehen. Beobachten. Dass wir dabei zur Abwechslung mal Weißwein trinken scheint
ich nicht zu stören. Glücklicherweise..
Es ist ewig her, dass ich mir eine Blumenwiese so angeschaut
habe. Wir meditieren praktisch über dem Blumenmeer. Das ist so entspannend.
Einfach rumhängen, Levi beobachten und auf die Blumen schauen. Die Farben,
Formen, wie sie sich im Wind bewegen. Eine Ruhe und Zufriedenheit breitet sich
in mir aus. Ohne Levi hätten wir das so sicher nicht erlebt.
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