Hipp Gläschen, Feuchttücher,....die Windeln sind nicht da.
Gekauft habe ich sie, Markus zieht seinen Unterkiefer nach rechts, macht seinen
schiefen Mund den Levi auch schon gut drauf hat. Und grinst. Dann geht alles
ganz schnell. Telefonhörer, 5 Minuten später steht ein Hotelangestellter in
unserer Jurte, nimmt das Geld und den Auftrag entgegen, lachend, kommt nach 45
Minuten zurück und überreicht nicht ohne Stolz zwei Packete a 40 Windeln.
Pampers. Grösse 4.
So, jetzt hab ich meine Mission erfüllt, lacht Markus, lässt
sich auf seinem Stammplatz auf unserer Terrasse nieder, greift die Süddeutsche
von Vorgestern aus dem Flieger, macht sich ein Bier auf und liest.
Levi macht sich bemerkbar. Kümmerst Du Dich oder soll ich,
fragt Markus. Und schon ist Levi hingeplumpst und weint.
Als ich alleine war mit Levi war ja irgendwie klar, dass ich mich kümmere. Und irgendwann habe ich für mich den Schlüssel zum Erfolg entdeckt: keinen festen Zeitplan im Kopf haben, nicht während ich mit Levi spiele daran denken, dass ich doch eigentlich meine emails checken wollte und Levi jetzt wirklich mal schlafen könnte. Denn: wenn er wach ist und ich emails checke will er das Macbook oder alternativ das iphone wegschnuckern. Und dann bricht ja unsere Kommunikation mit der Außenwelt zusammen. Also: warten darauf, dass Levi schläft, damit ich...ist für mich Stress pur.
Seit ich akzeptiert habe, dass er den ganz generellen Rhythmus vorgibt geht es uns gut. Und, auch wichtig: ich integriere seit einigen Tagen alles, was ich erledigen möchte und muss (duschen, Fläschchen waschen, Gepäck organisieren, ich weiß nicht was, alles halt) in Levis Wachzeit, in unseren gemeinsamen Tag. Und er macht mit, schaut zu, spielt um mich herum in der Zeit. Mein Eindruck ist, dass es ihm Spaß macht, in meinen Alltag integriert zu sein, der so auch zu seinem wird. Diese Trennung a la jetzt ist Levi wach, jetzt spielen wir Babykram ist für mich stressig, weil ich dann die ganze Zeit an die Dinge denke, die ich noch machen möchte und weil Levis Schlafperioden hinten und vorne nicht dafür reichen und weil ich, wenn er schläft auch mal rumhängen möchte, oder lesen, oder ein Bier trinken. Also spielen wir den Alltag, integrieren intensive reine Spielperioden und Levi fühlt sich wie ein großer Kleiner, weil er an meinem ganz normalen Leben teilhat. Mit macht. Wenn er quengelt erzähle ich ihm in meinem ganz normalen Julia-Erzählton, was wir jetzt vorhaben und warum das toll ist und schon spitzt Levi die Ohren und gibt sich alle Mühe, mit ernster Miene, mitzumachen.
Irgendwie ist es für ihn mit am spannendsten, die Dinge zu machen, die ich oder andere Erwachsene auch machen. Neben Hüpfschaukeln bis zur Müdigkeit, natürlich. Und so gelingt es mir auch, in einen Rhythmus mit ihm zu kommen, der sich gut anfühlt. Flow-ig.
Ihn nicht als jemanden zu betrachten, der mich von anderen
Dingen abhält und irgendwie in den Tagesablauf integriert werden muss, ist ein
tolles Gefühl. Mit dieser Grundeinstellung haben wir perfekt harmoniert die
letzten Tage. Und so möchte ich es auch zu Hause machen. Künftig. Das sollte doch zu Dritt auch
möglich sein.
Kurz bevor Levi geboren wurde waren Markus und ich in der
Muffathalle. Bei einem Tanzevent, bei dem eine gute Freundin, Caro, eine
Tanzperformance gab. Das Publikum war von Anfang an Teil der Performance,
tanzte und sang mit und auch ich kugelte im Rahmen meiner Möglichkeiten durch
den Raum. Markus schütze mich vor Zusammenstößen mit anderen Laientänzern so
gut es ging. Ging super. Fünf Wochen nach Levis Geburt trauten Markus und ich
uns das erste Mal abends zusammen auszugehen. Wieder Muffathalle. Diesmal ein
Popkonzert. Juli. Levi schlief, die Nanny
war hinreichend auf Professionalität getestet und darauf eingeschworen,
sich sofort zu melden, sollte Levi in irgendeiner Form über unser Fehlen
protestieren. Tat er aber nicht. Bei Ich
liebe dieses Leben heulte und lachte ich in einem.
Am Tag vor Levis Geburt zeichnete sich ab, dass er zu früh und bald kommen würde. Am Abend vor dem Kliniktermin – sollte er bis dahin nicht eh gekommen sein – feierten Markus und ich bei einem selbstgekochten Menü, wohl darauf bedacht, 12 Stunden vor dem Termin morgen gegessen zu haben, tanzend in unserer halbfertigen gerade noch rechtzeitig bezogenen neuen Wohnung. Viele andere machen sicher kein rauschendes Fest am Tag vor der Geburt, hatte Markus mich angelacht, und mir eine vom Tanzen verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn gewischt.
Da waren wir im Flow. In unserem
ganz privaten Rhythmus.
Das Gefühl wünsche ich mir. Für uns drei. Für diese Reise.
Und unseren Alltag. Mit Levi. Und ohne ihn. Zu Hause. Und Markus wünscht sich
das auch. Weiß ich. Hoffe ich. Und deswegen müssen wir in den Zug. Zu dritt.
Morgen.
Auch wenn ich Levi versprochen habe, dass wir nicht mehr Zug
fahren dieses Jahr. Aber es geht ja auch
nicht nach Peking. Sondern nur nach Bayangobi. Im Süden der Mongolei. Um 9 Uhr geht’s los. Mit einem mongolischen Bummelzug. 9 Stunden lang.
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