Montag, 26. September 2011

Anfängerfehler

Katia, die resolute, 180 cm lange, junge, hübsche russische Blondine hat es mit einem Lächeln auf den Lippen geschafft. Sie lotste uns um 3.45 Uhr in der Früh vorbei an der betrunkenen, klavierspielenden, tanzenden, lachenden Partymeute im Hotel Sayen, vorbei an den ebenfalls betrunken ihre Dienste anbietenden Laienträgern am Bahnhof, vorbei an den johlenden Backpackern des Zuges, der aus Krasnojarsk ankam und nun 40 Minuten Aufenthalt in Irkutsk hat, die Ausschau halten nach neuen partywilligen weiblichen Backpackern, sicher nicht nach Mama plus Baby, zum Glück, auch vorbei an dem kritisch dreinblickenden mongolischen Waggonschaffner (Olga, wo bist Du?), der erst nach einer gefühlten Ewigkeit versteht, dass wir zwar nur 1,5 Personen sind, aber dennoch 4 Plätze gebucht haben.

Und jetzt sitzen wir hier. Im Dunkeln. In unserem Abteil. In einem sehr einfachen, schmuddeligen, stinkenden Zug. Für die nächsten 26 Stunden. Na denn mal Prost.
Leider habe ich das Bier aus der Minibar des Sayens nicht eingesteckt.
Anfängerfehler. Passiert mir nie wieder.

Levi schläft im Maxicosi. Ich verspreche ihm, dass das unsere letzte Zugetappe des Jahres 2011 wird. Nach Peking fliegen wir. Soviel ist sicher.
Der mongolische Waggonschaffner streckt seine Nase in unser Abteil, reicht Laken herein, zeigt auf Levi und zeigt mir seine plaquereichen Zähnen inklusive Zahnfleisch. Fragt, ob ich Tee möchte.

Ich  beziehe eine Bank, bette Levi aus dem Cosi auf die Bank, schlürfe Tee und genieße das altbekannte Rattern. Schon intensiv, die russischen und sibirjakischen Begegnungen. Voller Gefühl. In jegliche Richtungen. Achterbahn. Anstrengend. Aber auch schön. Irgendwie.
Schade, dass wir Russland in ungefähr 14 Stunden verlassen.

Wir kommen bestimmt bald wieder. Die Fährte unserer Gene aufzunehmen reizt mich jetzt schon. Jetzt, wo mich das Russische so bewegt und geschüttelt hat.

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