Samstag, 17. September 2011

So geht Moskau mit Wettbewerb um...

Tatianas kleinen Augen blitzen. Der Rest ihres Körpers hat eher die Ausstrahlung einer Schildkröte. Der Zug mit dem wir gerade in Irkutzk gelandet sind hieß bis vor 2 Jahren noch Baikal Express und war, im Gegensatz zu allen anderen russischen Zügen strahlendblau. Baikalblau. Unter Reisenden galt der Baikalexpress als der beste Zug Russlands. Auch besser als der Zug Rossija (Russland). Das wurmte Moskau so sehr, dass sie kurzerhand den Baikalzug übermalten in wunderbarem Einheitsgrau und ihn so entstellt von der Strecke Moskau-Irkutzk auf die Strecke Petersburg-Irkutzk verbannten. Zu meiner Freude, denn Peterburg reizte mich viel mehr als Moskau.

Seit Perestroika wurden viele Fabriken und Firmen geschlossen, erzählt Tatiana weiter. Das ägert natürlich die Menschen. Man erzählt sich einen Witz dazu: die russischen Autos haben zwei Pedale: eins fuer Gas und eines für Erdöl.

Sie lacht trocken auf. Irgendwie erinnert sie mich an meine Oma. Dieser nach vorne gestreckte Hals, die Nase nach oben zielend, die kleinen vorsichtigen und doch funkelnden grünen Augen, schildkrötig und doch leichtfüssig.

Als wir im Stau stehen berichtet sie, dass jedes Jahr im Sommer an genau den selben Stellen die Strassen aufgerissen werden, um die Wasserrohre zu kontrollieren und auszubessern. Daher gibt es im Sommer oft kein heisses Wasser. Es sei denn, man legt sich einen Boiler zu. Ich erzähle, dass in München die Straßen auch ständig und an den selben Stellen aufgerissen werden. Der Fahrer Sergej fragt, was ich gesagt hätte, sie übersetzt. Wir lachen.

Am Baikalsee angekommen laufe ich mit Levi zum Kieselstrand, kaufe uns am Fischmarkt geräucherten Omul, eine Fischart, die es nur im Baikalsee gibt, setze mich in einen sibirischen Strandkorb, ein Holzspitzdach mit einem Holztisch und zwei Holzbänken darunter, Sohni auf meinem Schoss und staune.

Wie ein gigantisch vergrösserter Gardasee. Mit schneebedeckten hohen Bergen im Hintergrund und grossen Holzkuttern darauf. Ein neuer Tag hat angefangen.

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2 Kommentare:

  1. Ich war vor ein paar Jahren mal am Baikalsee. Das war schon ein besonderer Moment, vor diesem riesenhaften See zu stehen. ;) Inzwischen steht häufiger Fischen in Österreich an.
    Lg Dani

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  2. Du beschreibst die Menschen in Moskau und der Umgebung so herrlich perfekt. Beim Lesen denke ich wirklich, ich wäre gerade da. :)

    Ganz liebe Grüße aus dem fernen Brixen Südtirol

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