Vorne der Baikalsee, rechts und links der Hafen Listwjankas. Zum zweiten Mal sitzen Levi und ich auf der Terasse der Hafenkneipe. Ich habe einen Russian Pot, russisches Bier und Wasser sowie Gemüse für Levi bestellt. Levi steht mit dem Rücken zu mir auf seinem Stuhl und schaut raus auf den See.
Im Gegensatz zu gestern ist es nicht total überfüllt. Syltwetter. Aber ohne Wind. Ein milchiger Nebel liegt zwischen Himmel und Wasser. Mystisch. Und sanatoriumesque. Passend das heutige Publikum. Marijke, die ca. 50jährige Amsterdamerin, die auch in unserem Chalet nächtigt, trägt die zweite Flasche Wein vom Tresen an ihren Tisch. Diesmal Weiß. Sie liest dazu.
Neben uns eine sibirische Granddame, die nun schon gefährlich lange herüberlächelt. Sie hat eine massive graue auftoupierte Mähne a la Joan Collins - nicht mehr zu ihren besten Zeiten. Und ca. 50 kg zu viel auf den Rippen. Diese stattliche Erscheinung ist in einen Tigerprintmanel gehüllt, unter dem schwarze Hosenbeine und weiss-pinke Laufschuhe herauszwinkern.
Es zwinkert auch ihr linkes Augenlied, mutig gegen das Gewicht blau-silbrigen Liedschattens ankämpfend.
Levi lacht mit Schnuller im Mund zurück. Sie holt eine flache Vodkaflasche aus dem Inneren des Tigers, schraubt sie auf, setzt die Flasche an die pinkbemalten vollen Lippen, trinkt und stellt die offene Flasche auf den Tisch, neben den Cappuchino. Dass die Leute hier Hochprozentiges in Restaurants aus dem Ärmel zaubern hab ich jetzt schon öfter beobachtet.
Derartig gestärkt verschwindet ihre rotbekrallte Hand erneut im Tiger, um mit zwei Kekskringeln wieder aufzutauchen. Begleitet von geschürzten pinken Lippen erhebt sie sich und beugt sich zu Levi vor. Der grabscht den 4cm Kringel und stopft ihn komplett in seinen Mund. Rein äusserlich ähnelt er nun der Spenderin, die vor Freude gurrend wieder neben dem Vodka sitzt.
Levi schaut mich mit unschuldig-schuldig aufgerissenen Augen an. Die Lippen presst er aufeinander. In der Hoffnung, ich könnte seine Beute übersehen, wohl wissend, dass diese Hoffnung unbegründet ist. Er muss lachen. Ich auch.Wenn ich all die Süssigkeiten essen würde, die Levi in Sibirien zugesteckt bekommt, könnte ich in die Mongolei rollen. Um Dramen zu vermeiden versuche ich die Zahnkiller unbemerkt von Levi zu entsorgen. Mal mehr mal weniger erfolgreich.
Levi kämpft mit dem Kringel, wild entschlossen ihn nicht an mich zu verlieren. Aber er ist zu hart zum Durchbeissen mit seinen 13/4 Zähnen und zu resistent gegebüber Levis Speichelattacken. Was schon was heissen will. Um ihn vor dem Erstickungstot zu bewahren hole ich unter Protest das Teil aus seinem Mund. Da steht Joan mit zwei neuen Todeskringeln bewaffnet neben uns. Ich sage nein, Levi greift zu, Joan gurrt.
Bei der naechsten Runde gewinne ich. Levi schaut traurig, Joan sagt Mama Mama... Der Milchschaum auf ihrem Cappuchino ist fast in sich zusammengesunken, die Flasche fast leer. Sie legt mir die Pranke auf die Schulter, ihre langen massiven Goldketten streifen meine windfeste Gorejacke. Sie ergiesst einen pathetischen Schwall sicher gutgemeintet Worte über uns und geht. Wow.
Ich teile mit Levi meinen Lachs-Kartoffel-Creme fraiche-Kaese Auflauf, sein Gemüse rührt er wie immer nicht an, und stibitze unbemerkt einen seiner Kringel. Die Sonne ist ein milchiger Fetzen hinter graublauer Folie. Die Boote gleiten langsam dahin, es wird kalt. In Mützen und Levi auch in Handschuehe gemummelt spazieren wir am Baikalufer nach Hause.
Dein Sohn sieht aus als würde ihm das Reisen gut tun, sagt der Australier zu mir, der heute morgen in unserem Chalet eingecheckt hat. Erst fand auch er unsere Reise ,mutig' mit Unterton. Nachdem er Levi aufmerksam beim Laufenüben, Kekse! durch die Lehne von Stühlen purzeln lassen, essen und erzühlen beobachtet hat. Gut drauf der Kleine, sagt er.
Was fuer ein schöner nebliger Tag!
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Im Gegensatz zu gestern ist es nicht total überfüllt. Syltwetter. Aber ohne Wind. Ein milchiger Nebel liegt zwischen Himmel und Wasser. Mystisch. Und sanatoriumesque. Passend das heutige Publikum. Marijke, die ca. 50jährige Amsterdamerin, die auch in unserem Chalet nächtigt, trägt die zweite Flasche Wein vom Tresen an ihren Tisch. Diesmal Weiß. Sie liest dazu.
Neben uns eine sibirische Granddame, die nun schon gefährlich lange herüberlächelt. Sie hat eine massive graue auftoupierte Mähne a la Joan Collins - nicht mehr zu ihren besten Zeiten. Und ca. 50 kg zu viel auf den Rippen. Diese stattliche Erscheinung ist in einen Tigerprintmanel gehüllt, unter dem schwarze Hosenbeine und weiss-pinke Laufschuhe herauszwinkern.
Es zwinkert auch ihr linkes Augenlied, mutig gegen das Gewicht blau-silbrigen Liedschattens ankämpfend.
Levi lacht mit Schnuller im Mund zurück. Sie holt eine flache Vodkaflasche aus dem Inneren des Tigers, schraubt sie auf, setzt die Flasche an die pinkbemalten vollen Lippen, trinkt und stellt die offene Flasche auf den Tisch, neben den Cappuchino. Dass die Leute hier Hochprozentiges in Restaurants aus dem Ärmel zaubern hab ich jetzt schon öfter beobachtet.
Derartig gestärkt verschwindet ihre rotbekrallte Hand erneut im Tiger, um mit zwei Kekskringeln wieder aufzutauchen. Begleitet von geschürzten pinken Lippen erhebt sie sich und beugt sich zu Levi vor. Der grabscht den 4cm Kringel und stopft ihn komplett in seinen Mund. Rein äusserlich ähnelt er nun der Spenderin, die vor Freude gurrend wieder neben dem Vodka sitzt.
Levi schaut mich mit unschuldig-schuldig aufgerissenen Augen an. Die Lippen presst er aufeinander. In der Hoffnung, ich könnte seine Beute übersehen, wohl wissend, dass diese Hoffnung unbegründet ist. Er muss lachen. Ich auch.Wenn ich all die Süssigkeiten essen würde, die Levi in Sibirien zugesteckt bekommt, könnte ich in die Mongolei rollen. Um Dramen zu vermeiden versuche ich die Zahnkiller unbemerkt von Levi zu entsorgen. Mal mehr mal weniger erfolgreich.
Levi kämpft mit dem Kringel, wild entschlossen ihn nicht an mich zu verlieren. Aber er ist zu hart zum Durchbeissen mit seinen 13/4 Zähnen und zu resistent gegebüber Levis Speichelattacken. Was schon was heissen will. Um ihn vor dem Erstickungstot zu bewahren hole ich unter Protest das Teil aus seinem Mund. Da steht Joan mit zwei neuen Todeskringeln bewaffnet neben uns. Ich sage nein, Levi greift zu, Joan gurrt.
Bei der naechsten Runde gewinne ich. Levi schaut traurig, Joan sagt Mama Mama... Der Milchschaum auf ihrem Cappuchino ist fast in sich zusammengesunken, die Flasche fast leer. Sie legt mir die Pranke auf die Schulter, ihre langen massiven Goldketten streifen meine windfeste Gorejacke. Sie ergiesst einen pathetischen Schwall sicher gutgemeintet Worte über uns und geht. Wow.
Ich teile mit Levi meinen Lachs-Kartoffel-Creme fraiche-Kaese Auflauf, sein Gemüse rührt er wie immer nicht an, und stibitze unbemerkt einen seiner Kringel. Die Sonne ist ein milchiger Fetzen hinter graublauer Folie. Die Boote gleiten langsam dahin, es wird kalt. In Mützen und Levi auch in Handschuehe gemummelt spazieren wir am Baikalufer nach Hause.
Dein Sohn sieht aus als würde ihm das Reisen gut tun, sagt der Australier zu mir, der heute morgen in unserem Chalet eingecheckt hat. Erst fand auch er unsere Reise ,mutig' mit Unterton. Nachdem er Levi aufmerksam beim Laufenüben, Kekse! durch die Lehne von Stühlen purzeln lassen, essen und erzühlen beobachtet hat. Gut drauf der Kleine, sagt er.
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